Festgottesdienst zur Entwidmung der alten und zur Weihe der neuen Kirche
Mit einem großen Fest wurde am 10. November 2019 das neue Kirchenzentrum der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Nathanael eingeweiht. Zahlreiche Gemeindemitglieder und Gäste nahmen am Gottesdienst teil, der in zwei Gebäuden zelebriert wurde, zunächst im bisherigen Kirchsaal und dann in der neuen Kirche. Zu Beginn erfolgte der Abschied von der alten Kirche und deren Entwidmung durch die Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr. Einige Gemeindemitglieder trugen die liturgischen Gegenstände wie Kreuz, Osterkerze, Taufschale und Bibel sowie den kompletten Altarschmuck inklusive Kerzen, Abendmahlsgeschirr, Blumen und Antependium in einer feierlichen Prozession von der alten in die neue Kirche. Aus- und Einzug wurde von Posaunen feierlich begleitet. Es waren ergreifende Momente, als alle liturgischen Gegenstände ihren neuen Platz fanden und Frau Dr. Bahr die neue Kirche weihte.
Alle Besucher konnten daran teilhaben, auch diejenigen, die wegen der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche draußen geblieben waren. Hierfür sorgten gut verständliche Lautsprecherübertragungen, denn das neue Kirchenzentrum verfügt über moderne technische Einrichtungen. Auch das Wetter spielte mit: Der sonnige Tag erlaubte es, dass zusätzlich auch draußen Abendmahl gefeiert werden konnte.
Frau Dr. Bahr rief in ihrer Predigt die Gemeinde dazu auf, die neue Kirche mit Leben zu füllen und sich dabei für neue Besucher zu öffnen. Die Gemeinde solle ihre Arbeit so gestalten, "dass sich auch Menschen über die Kirchenschwelle trauen, die mit den alten Lieblingsliedern fremdeln und in der Liturgie verloren gehen". "In einer Kirche kann man tanzen und essen, sie kann auch Samstagnacht geöffnet sein oder sonntags erst um 18 Uhr. Wenn Christen auch die in ihre Mitte lassen, die andere Frisuren mögen und andere Musik, dann wird dieser Raum zu Gottes Hütte." Das neue Kirchenzentrum bietet dafür viele Chancen.
Zum Abschluss des Gottesdienstes spielte Prof. Andor Izsák die Orgelimprovisation „Ma Tovu . . .“ – „Wie schön sind deine Zelte, Jakob . . .“ auf der neu gestalteten alten Orgel – ein würdiger Abschluss für einen sehr besonderen Gottesdienst.
Die sehr persönlichen und zugewandten Grußworte von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Superintendent Thomas Höflich und – als Vertreter für die Bothfelder Gemeinden – Pfarrer Matthias Kaleth aus Heilig Geist gaben der Freude Ausdruck, dass St. Nathanael durch den Kirchenneubau „klein, aber sehr fein“ in Bothfeld präsent sei.
Dass dies nicht selbstverständlich sei, betonte Ministerpräsident Weil. Er habe in der Vergangenheit schon "schmerzliche Diskussionen um Abriss, Entwidmung, Umnutzung und um Zusammenlegung" von Kirchen erlebt. "Heute erlebe ich zum ersten Mal eine Kirchenweihe". Er betonte, dass diese neue Kirche St. Nathanael trotz der Verkleinerung kein Rückzug, sondern ein Umzug und eine Chance sei. „Sie ist ein offener Ort in Bothfeld für alle Bewohner des Quartiers – ein Ort der Begegnungen und der Kommunikation mit Glauben, Zuversicht und Mut“ sagte Weil und ergänzte, dass dies erkennbar antizyklisch und mutig sei, „aber ich finde es großartig."